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Mazyek weist Vorwurf des "Racial Profiling" gegen Kölner Polizei zurÃ
GDN -
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat den Vorwurf des "Racial Profiling" in Bezug auf das Vorgehen der Kölner Polizei in der Silvesternacht zurückgewiesen: "Die Polizei hat selbst existenzielles Interesse daran, diskriminierungsfreie Arbeit zu leisten. Die Tatsache, dass wir in Köln eine Vorgeschichte hatten, rechtfertigt das Aufgebot und die massiven Kontrollen", sagte Mazyek der "Welt".
Der Vorwurf der Unverhältnismäßigkeit greife deshalb nicht. Polizei und Rettungskräfte hätten in der Silvesternacht "großartige Arbeit" geleistet. Schrille Empörungsdebatten seien jetzt nicht angemessen. Deutliche Kritik äußerte Mazyek hingegen an dem von der Polizei verwendeten Begriff "Nafri". "Der Begriff verbindet Nordafrikaner und Kriminalität. Dieser direkte Kontext erfüllt den Tatbestand des Rassismus. Es ist wichtig, dass die Kölner Polizei sich davon distanziert hat", sagte Mazyek. In jeder Behörde und jeder Institution gebe es einen bestimmten Prozentsatz von Menschen, der einen Hang zu Vorurteilen und auch Rassismus habe, so Mazyek weiter. "Aber deshalb von institutionellem Rassismus zu sprechen, wäre falsch." Insgesamt habe sich die Situation der Muslime in Deutschland seit dem Terroranschlag in Berlin verschlechtert, konstatierte Mazyek. Es sei viel Angst und Zurückhaltung im täglichen Leben zu beobachten. "Frauen mit Kopftuch werden bespuckt, beleidigt, drangsaliert. Diese zunehmende Feindseligkeit war schon nach Paris und Nizza zu spüren und nimmt nun noch weiter zu. Der Diskurs hat sich zunehmend verschärft." Viele Trittbrettfahrer, Rechtsextremisten und Populisten versuchten jetzt, auf Kosten des Zusammenhaltes der Gesellschaft "ihren Schnitt zu machen", so Mazyek weiter. "Es gibt aber keine Alternative dazu, gerade in dieser Situation zusammenzustehen und sich nicht auseinanderdividieren zu lassen. Wir sollten nicht das Geschäft der Terroristen betreiben, die genau das erreichen wollen. Wir sind deutsche Muslime, wir sind stolz auf unser Land, wir haben Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Die gilt es zu verteidigen." Gleichzeitig müssten im Bereich Repression und Prävention knallharte Fragen gestellt werden - auch auf muslimischer Seite. "Wir haben als Zentralrat mit professioneller Präventionsarbeit in den Moscheegemeinden spät angefangen. Nicht aus mangelnder Einsicht, sondern weil uns schlicht die Mittel dazu fehlten", so Mazyek. Hier müsse sich noch etwas ändern. Der starke Zuzug von Flüchtlingen sei auch für die Moscheegemeinden eine Herausforderung, räumte Mazyek ein. "Wir werden viele Debatten führen müssen, die wir längst überwunden glaubten, zu Integration, Verständnis und Aufklärung, Freiheit." Der Großteil der neuen Gemeindemitglieder komme aus Syrien und dem Irak, meist mit religiös gemäßigtem Hintergrund. "Aber die Menschen sind nicht in einem demokratischen Rechtsstaat, sondern in Diktaturen sozialisiert worden. Das kriegt man nicht so schnell aus dem Kopf."
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