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Ehemalige Bayern-SPD-Chefin Schmidt kritisiert Kohnen
GDN -
Die ehemalige Vorsitzende der Bayern-SPD, Renate Schmidt, hat Landeschefin Natascha Kohnen scharf für deren Wahlkampfstil kritisiert. Natascha Kohnen sei im Wahlkampf "zu still und zurückgezogen" gewesen, sagte Schmidt der "Süddeutschen Zeitung" (Wochenendausgabe).
"Wenn man wie Natascha Kohnen einen Bekanntheitsgrad hat, der deutlich unter dem des politischen Gegners liegt, muss man jeden Medientermin wahrnehmen. Da ist kein Termin wichtiger", sagte Schmidt, die von 1991 bis 2000 die Bayern-SPD führte und für ihre Partei 1994 30 Prozent in den Landtagswahlen holte. Unter Kohnen, die dafür bekannt ist, nicht immer auf Medienanfragen zu antworten, erzielten die bayerischen Sozialdemokraten am vergangenen Sonntag 9,7 Prozent. Auch Kohnens Kampagne, die auf "Anstand" und "Stil" setzte, kritisierte Schmidt: "Die Frage des politischen Stils ist eine Frage, wie man Politik macht. Die Antwort, was man eigentlich tun will, ist ein großes Stück auf der Strecke geblieben." Das gelte auch für das Thema Wohnen, das Kohnen in den Mittelpunkt ihrer Kampagne stellte. "Ich selbst würde mich sehr schwer tun zu argumentieren, warum unser Wohnbaukonzept besser ist als das der Grünen", sagte Schmidt. Ebenso gehe es ihr mit der Bildungspolitik, die für viele Bürger wahlentscheidend gewesen sei. Auch in der Asylpolitik vermisst Schmidt ein klares Profil der Bayern-SPD. "Wir haben auch in der Flüchtlingsfrage keine Position, die erkennbar ist", sagte Schmidt. "Das Motto kann nicht sein: Ich rede nicht darüber, dann interessiert es die Leute nicht mehr." Kohnen vertrat im Wahlkampf die Auffassung, dass die Menschen sich in erster Linie für soziale Themen interessierten und die Flüchtlingsthematik vor allem von den Medien und der CSU hochgespielt werde. Kurz bevor der Landesvorstand am kommenden Sonntag in Nürnberg über Konsequenzen aus dem Wahldebakel beraten will, rief Schmidt ihre Partei zur Selbstkritik auf. Natürlich habe auch die Bundes-SPD und die große Koalition in Berlin zu dem schlechten Wahlergebnis beigetragen, sagte Schmidt der "Süddeutschen Zeitung", mahnte aber an: "Der Landesvorstand würde es sich zu einfach machen, wenn er für das schlechte Ergebnis nur die große Koalition verantwortlich machen würde." Einen Rücktritt Kohnens, wie ihn einige schon am Wahlsonntag indirekt forderten, sieht Schmidt nicht als zwingend an. "Es muss eine Einsicht in eigene Fehler geben und dann ein verändertes Verhalten. Wenn das überzeugend ist, kann man selbstverständlich in seiner Position bleiben", sagte Schmidt. Neben aller Kritik beschreibt sie Kohnen, für die sie selbst im Wahlkampf unterwegs war, als eine "intelligente und sympathische Frau", die durchaus ihre Verdienste habe.
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