Lokales
Knobloch sieht in Sachsen "ernste Bewährungsprobe" für Demokratie
GDN -
Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, sorgt sich angesichts der rechtsextremen und ausländerfeindlichen Übergriffe nach der tödlichen Messerattacke in Chemnitz um die Demokratie in Deutschland. "Die heutige Situation ist eine ernste Bewährungsprobe für unsere wehrhafte Demokratie", sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe).
"Dem rechten Mob, wie wir ihn zuletzt in Chemnitz gesehen haben, muss der Rechtsstaat mit allen Mitteln entgegentreten." Knobloch forderte, die rechtsextremen Netzwerke insbesondere im Internet zu bekämpfen, weil diese durch eine "schnelle Mobilisierungswirkung" die Ereignisse in Chemnitz überhaupt erst möglich gemacht hätten. Es seien aber nicht nur die Strafverfolgungsbehörden gefordert. "Auch die Politik in Bund und Ländern muss jetzt unmissverständlich deutlich machen, dass es Grenzen gibt, die nicht überschritten werden dürfen", sagte Knobloch. "Es kann nicht sein, dass die demokratischen Parteien tatenlos zusehen, wie die AfD gezielt und systematisch den freiheitlich-demokratischen Grundkonsens unseres Landes untergräbt." Knobloch mahnte mit Blick auf das Thema Rechtsextremismus zu mehr Aufklärung und Präventionsarbeit, etwa in Schulen. "In Bezug auf den Antisemitismus beobachten wir bereits seit Jahren, dass die Hemmschwellen rapide absinken", sagte sie. Was noch vor ein paar Jahren unvorstellbar gewesen wäre, sei deshalb heute Realität. "Ich hätte niemals erwartet, derartige rechtsextreme Ausbrüche noch einmal miterleben zu müssen", fügte Knobloch hinzu. Die heute 85-Jährige überlebte den Holocaust - versteckt bei einer katholischen Bauernfamilie in Franken.
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.